zur ärztlichen Versorgung
18.10.2020
Wegen der Schließung einer der drei Hausarztpraxen in Perl beschäftigt sich die Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung intensiv mit der aktuellen Situation der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde. Vor diesem Hintergrund wurden die Fraktionen des Gemeinderates befragt. Daraus entstanden letztlich zwei Artikel:
Droht Perl eine medizinische Versorgungskrise? und Fraktionen äußern sich zur Lage in Perl
Hier sind die Ausgangsfragen und unsere ungekürzten Antworten dazu:
Frage der SZ von Frau Alina LEIDISCH
Sowie die Antworten der CDU-Fraktion Perl
Wie bewertet Ihre Partei die aktuelle Situation der ärztlichen Versorgung in Perl und die Auswirkungen der Schließung auf die Bürger, vor allem ältere Menschen und Familien?
Die bisherige Hausarztversorgung in Perl wird von der CDU Fraktion als ausreichend bewertet. Der Verlust von einer von drei bisherigen Hausarztpraxen in Perl schmerzt uns sehr, kommt aber nicht überraschend, siehe z.B. Bosch Studie von 2021 (https://www.bosch-stiftung.de/de/presse/2021/05/2035-fehlen-deutschland-rund-11000-hausaerzte-experten-empfehlen-den-aufbau-von). Darin heißt es: „2035 werden in Deutschland rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein, fast 40 Prozent der Landkreise werden unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein.“ Auch aus den angrenzenden Nachbarländern Frankreich und Luxemburg suchen Patienten die Perler Ärzte auf. Jede der beiden verbliebenen Perler Hausarztpraxen wird von einer gestiegen Zahl von Patienten aufgesucht werden. Dies führt zwangsläufig zu längeren Wartezeiten, was sich besonders bei älteren Menschen als problematisch erweisen kann. Wer kann, wird demzufolge auch in den Nachbarländern Ärzte aufsuchen.
Welche konkreten Maßnahmen schlägt Ihre Partei vor, um dem drohenden Versorgungsengpass entgegenzuwirken? Sehen Sie Potenzial in den von der SPD vorgeschlagenen Alternativen, wie der Förderung von Landärzten, dem Ausbau der Telemedizin oder der Einrichtung von medizinischen Versorgungszentren (MVZ)?
Die Probleme, mit denen wir gegenwärtig im Gesundheitsbereich kämpfen betreffen nicht nur die Landärzte und nicht nur unsere Gemeinde. Echte Einflussmöglichkeiten haben wir auf kommunaler Ebene kaum. Die Gesundheitspolitik wird auf Bundes- und Landesebene gestaltet. Bei einer absehbar alternden Bevölkerung braucht man einfach mehr Ärztenachwuchs. Die Zahl der Studienplätze müsste deutlich erhöht werden, selbst das Bundesverfassungsgericht hat den Numerus Clausus angemahnt, siehe (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/bvg17-112.html) In einem ersten Schritt sollten sämtliche Lösungsansätze auf kommunaler Ebene sorgfältig auf Ihr Potenzial zur Verbesserung der Hausarztversorgung im ländlichen Raum geprüft werden. Dazu gehören auch die von der SPD eingebrachten Vorschläge.
Wie stehen Sie zu der Idee eines runden Tisches, bei dem alle relevanten Akteure, wie Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung, der Gemeinde und der Ärzteschaft, zusammenkommen, um langfristige Lösungen für die ärztliche Versorgung in Perl zu erarbeiten?
Die CDU in Perl hat ausgesprochen gute Erfahrungen mit runden Tischen gemacht. Auch bei der Suche nach Lösungen zur Vermeidung einer drohenden Unterversorgung mit Hausärzten sollten kompetente Fachleute Lösungsvorschläge im Rahmen eines Runden Tischs ausarbeiten. Um einen umfassenden Eindruck über die Probleme, aber auch Chancen in unserer Region zu erhalten, sollten auch Zahnärzte, Fachärzte, Apotheker, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, usw. als Experten hinzugezogen werden. In dieser Phase sollte sich die Mitwirkung der Politik auf das erforderliche Mindestmaß beschränken. Sobald die Lösungsvorschläge auf dem Tisch liegen, sind die politischen Gremien gefordert um im Sinne der Bevölkerung die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.
Sehen Sie weitere Möglichkeiten auf kommunaler Ebene, um Anreize für junge Mediziner zu schaffen, sich in Perl niederzulassen?
Die Politik ist nun aufgerufen, die Gegebenheiten für die Ansiedlung von Hausarztpraxen im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach Kräften zu verbessern. Hierzu zählt beispielsweise die Veräußerung eines gemeindeeigenen Grundstücks an einen Hausarzt zu Vorzugskonditionen unter der Bedingung, dass der dann zum Zuge kommende Hausarzt die Hausarztpraxis in dem auf diesem Grundstück errichteten Gebäude für einen zuvor festgelegten Zeitraum dauerhaft betreibt.