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Perl am sauberen Strom

25.09.2021

Vom Kaffeekochen am Morgen, bis zum Heizen im Winter, vom Autofahren bis zur Industrieproduktion, überall wird Energie ver- und gebraucht, und das in den unterschiedlichsten Formen (Elektrizität, Öl, Kohle, Gas, Atom, usw). Seit dem Pariser Klimaabkommen ist viel Vorarbeit geleistet worden um all das C02-neutral zu bekommen. Jetzt erreicht der Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit vermehrter regionaler Wertschöfpung die kommunale Ebene. Der Umbau unserer kohlenstoffbasierten Gesellschaft beginnt auch bei uns in Perl an der Mosel.

Wenn wir es schaffen aus den vielen Einzelstücken eine konzertierte Symbiose zu bilden, wenn also alle Teile zusammen und miteinander spielen, statt nebeneinander, dann macht nicht nur der Ton die Musik, dann passen die Puzzelsteine und es wird ein stimmiges Gesamtbild. Welche Teile gibt es und wie kann das ganz konkret aussehen?

Die Sektorkopplung ist ein Schlüsselbegriff der Energiewende denn Energie braucht man überall. Und wie die einzelnen Bereiche ineinandergreifen, das kann man hier am Beispiel eines Ladeparks sehen.

  • Die Architektur bildet den Bogen zwischen Tradition und Moderne z.B. durch Orientierung am „Historisches Wahrzeichen
    der Ingenieurbaukunst
    (1)
  • Durch den Verzicht auf klassische Tankstellen löst man den länderübergreifenden Steuernachteil eines klassischen Autohofes.
  • Vielfalt entsteht durch ein Nebeneinander von verschiedenen Steckersystemen für langsames (Typ 2) (2) und schnelles Laden (CCS) (3), sowie ggfs. durch die Einbindung von Wasserstoff-Zapfsäulen (4)
  • Durch den Gewinn des Hyland-Wettbewerbs stehen viele weitere Möglichkeiten, auch zur Planung der Wasserstoffwirtschaft offen.
  • Belieferung der Stahlindustrie im nahen Saarlouis und Dillingen
  • Zwischenspeicherung der Energie aus Freiflächen Photovoltaik und Windkraft und Rückwandlung bei der s.g. Dunkelflaute
  • Direkte Einspeisung ins Gasnetz, bzw. weitere Umwandlung zu Methan
  • Durch stationäre Akkupuffer können weitere Ziele der Netzstabilisierung erreicht werden.
  • Glättung der Spitzenlast des Autohofes mit all den weiteren Verbrauchern
  • Variabler Verbraucher bei hoher Spitzenerzeugung durch PV und Wind, bzw. bei kurzfristigen Schwankungen durch Wolkenzug und damit Vermeidung von Zwangsabschaltung erneuerbarer Erzeuger
  • Virtuelle Massenträgheit zur Stabilisierung der Netzfrequenz
  • Auch Wasserstofffahrzeuge benötigen einen kleinen Akku für Lastspitzen. H2 und Akku, beides zusammen erhöht die Energieautarkie der Gemeinde und verbessert dadurch auch die Resilienz im Katastrophenfall
  • Der Pendelverkehr ins nahe Luxemburg kann mittels P+R auf den öffentlichen Transport umsteigen (5) und während der Parkzeit je nach Erzeugungsleistung variabel und daher günstig aufladen
  • Der LKW-Verkehr kann seine Lenkzeiten einhalten und entsprechende Rastflächen nutzen, auch nach der Aufladung der Fahrzeuge
  • Beide können im Einzelhandel Besorgungen tätigen und dort regionale Produkte kaufen
  • Durch die Abwärme des Wasserstoff Elektrolyseurs können die Ladenflächen geheizt werden
  • Die Überdachung des Autohofes dient nicht nur dem Regenschutz sondern selbst der Stromerzeugung (6)
  • Das Wasser der Dachflächen lässt man versickern und nutzt es noch zur Kühlung, falls notwendig (7)

Die Lage entscheidet über ganz viele Punkte mit.

  • Anordnung der einzelnen Module im Raum zwecks Skalierbarkeit
  • Katastrophenvorsorge wie z.B. Hochwasser, Sturm, Windbruch, etc.
  • Erreichbarkeit von der Autobahn aus
  • Anbindung an den Öffentlichen Verkehr
  • Möglichkeiten Baurecht zu schaffen (landwirtschaftlicher Vorrang, usw.)

Ein Autohof ohne klassische Tankstelle verkörpert geradezu idealtypisch die Herausforderungen und Chancen des anstehenden Wandels. Die Möglichkeiten für Synergien sind immens, auch in größeren Wohnanlagen. Dazu reicht schon ein Blick auf die bereits bei uns angefragten Projekte. Deshalb ist schlussendlich die Lage doch nicht so entscheident, denn selbst die schlechtest denkbare Lage bietet immer noch imense Chancen und wird mehr als ausreichend Potential mobilisieren können.


Es gibt zwei Vorbilder:

Beide sind als rein privatwirtschaftliche Einzelprojekte entstanden. Perl könnte insofern Pionier sein, weil über den Autohof viele verschiedene privatwirtschaftliche Initiativen des gesamtem Energiesektors zusammengedacht werden. So profitieren sie nicht nur gegenseitig sondern auch die Gemeinde als Ganzes.


Man erkennt die Vorteile von neuen Business-Modellen im Strommarkt

  • Direktvertrieb zwischen Stromerzeuger und Verbraucher, nur Zahlung von Netzentgelten, "Nachbarschaftsenergie"
  • Eigenverbrauch über Distanzen hinweg. Z.B. am Ladepark den Strom beziehen, der zu Hause von der PV-Anlage generiert wird. Rechnerisch nur das Netzentgelt, nur für die Durchleitung Stroms zahlen, nicht den Strom selber
  • Kämmerer beziehen Einnahmen aus direkter Beteiligung an der Erzeugung vor Ort, statt aus unplanbaren Aktiendividenden. Die Verflechtung zwischen Energieversorger und Kommunen kann neu gedacht werden und aus dem "Versorger" wird vielleicht zunehmend ein "Dienstleister" der bei der dezentralen Koordination unterstüzt?
  • Das Geld aus dem Energiemarkt bleibt vor Ort. Es fließt zwischen den einzelnen Akteuren statt zu den Scheichs und schafft so regionale Wertschöpfung, sichert damit Arbeitsplätze und nicht zuletzt auch Steuereinnahmen


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